Das Inselmodell (nach Vera F. Birkenbihl)

Wie Kommunikation und Beziehung funktioniert.

 

Das Inselmodell ist eine Metapher für die unterschiedlichen Erfahrungswelten der Menschen. Diese unterschiedlichen Erfahrungswelten bilden die Basis für eine funktionierende oder eben auch nicht funktionierende zwischenmenschliche Kommunikation.

Jeder Mensch lebt auf seiner individuellen Insel, die aus dem persönlichen Erfahrungsschatz und den unterschiedlichen Bewertungen des bisherigen Lebens besteht.

Diese Erfahrungen bestimmen unsere aktuellen und künftigen Handlungen.

Begegnen wir Menschen, deren Insel der unseren sehr ähnlich ist, gelingt es uns schnell und ohne größeren Energieaufwand Überschneidungen zu finden (Standpunkte, Erfahrungen, Erwartungen an die Welt). Je mehr Überschneidung wir haben, desto ähnlicher werden wir zwangsläufig denken, fühlen, handeln, reagieren usw. Also fällt die Kommunikation mit dem anderen leicht! Gespräche mit diesen Menschen empfinden wir oft als sehr angenehm und halten unser Gegenüber für einen interessanten, intelligenten, sympathischen Menschen (klar, er ist uns ja auch sehr ähnlich).

Finden wir nur geringe Überschneidungen mit unserem Gegenüber, ist die Kommunikation für uns eher mühsam oder uninteressant.

Sieht die Insel meines Gegenübers jedoch ganz anders aus, gibt es keine Überschneidungen, empfinden wir die Kommunikation (und im beruflichen Kontext die Zusammenarbeit) mit dieser Person als sehr anstrengend.

Menschen mit ganz anderen Inseln können Angehörige einer fremden bzw. anderen Kultur sein, jedoch selbst wenn die Person aus demselben Kulturkreis stammt wie ich, hat diese Person eventuell ein völlig anderes Wertegefüge und somit entsteht zwischen unseren Inseln eine entsprechende Distanz.

Hilfreich ist es bei der Betrachtung der jeweiligen Inseln nicht zu generalisieren, das heißt sich in einer expliziten Gesprächssituation oder in der momentanen Sequenz der Zusammenarbeit auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Es geht primär um den Augenblick. Das unterstützt uns dabei, sich auf das Wesentliche der aktuellen Kommunikation konzentrieren zu können.

Wenn wir vielleicht politisch völlig andere Standpunkte vertreten als unser Kollege, so können wir doch bei andern Themenbereichen „ganz nah beieinander“ sein.

Umgang mit der anderen Insel

Wie schon beschrieben, ist die Zusammenarbeit mit Menschen, deren Insel der unseren ähnlich ist nicht schwer. Im Umgang mit Inseln, die anders sind als meine, gilt es eine Entscheidung zu treffen.

Manchmal können wir uns ganz entspannt dazu entscheiden die Person an uns vorüber ziehen zu lassen. Oft jedoch, gerade im Berufsleben, ist es so, dass eine gute Kommunikation, eine produktive Zusammenarbeit zwingend notwendig ist.

Stelle ich fest, dass es mir schwer fällt, auf den ersten Blick Schnittmengen zu identifizieren, ich bin dennoch an einer Zusammenarbeit interessiert, darf ich beginnen eine Brücke zwischen unseren Inseln zu bauen.

Eine Brücke zu bauen bedeutet, wir stehen in einem Abstand zueinander, wollen uns jedoch aufeinander zu bewegen. Eine Brücke ermöglicht es mir mal ein paar Schritte auf der anderen Insel zu gehen.

Das ist wie eine Entdeckungsreise in ein anderes Land. Wir erfahren dadurch Neues, entdecken unbekanntes und erleben vielleicht sogar Dinge, die gut zu meiner Insel passen. Die Brücke ermöglicht es mir, mich auch immer wieder auf meine Insel zurückzuziehen und meine „Reiseerlebnisse“ zu ordnen und einzusortieren. Die Brücke ist die Chance ein Verständnis für mein Gegenüber zu entwickeln.

Zu verstehen, aus welchen Motiven und Grundüberzeugungen unser Gegenüber handelt, denkt und fühlt, kann dazu führen, mit der entsprechenden Situation und der Person entspannter umgehen zu können. Kennen wir den Grund, haben wir eher den Eindruck, es ist zumindest irgendwie greifbar, was da auf der anderen Insel passiert.

Die Auseinandersetzung mit der anderen Insel führt im Idealfall auch dazu, dass ich mich mit der dortigen Sprache auseinandersetze. Und wer ins Ausland reist weiß, zumindest ein paar Brocken der Landessprache zu beherrschen macht vieles leichter. Sich mit den Einheimischen gut verständigen zu können macht richtig Spaß.

Unsere persönliche Kommunikation wird stark geprägt durch:

  1. Die eigenen un/bewussten Annahmen.
  2. Die eigenen un/bewussten Erwartungen und Wünsche.
  3. Die eigenen un/bewussten Muster («schuld sind immer die anderen/bin immer ich»…).
  4. Die un/bewussten Ergänzungen («…wir meinen er habe gesagt…»).
  5. Die Art, wie wir mit Fehlern umgehen («möchte ich etwas lernen oder ist „meine Niederlage“ ein persönlicher Bankrott?»).

„Brücken bauen“ gelingt durch:

  • Nachfragen – Mein Gegenüber verstehen wollen.
  • Nach Gemeinsamkeiten suchen (Was sehen wir gleich? Was ist uns beiden wichtig? Wo deckt sich unsere Wahrnehmung? Haben wir ähnliche Ziele? …)
  • Dranbleiben – Es klappt nicht immer gleich auf Anhieb den Grundstein für eine Brücke zu legen. Wenn es mir jedoch wichtig ist, gebe ich nicht auf und probiere es nochmal. Ich signalisiere, auch wenn es anstrengend sein mag, meine permanente Bereitschaft zu kooperieren und Kompromisse zu finden.
  • Ich schaue mich, gerade in schwierigen Kommunikationsphasen, zuerst auf meiner Insel um und suche nach Ursachen und Lösungen. Damit laufe ich nicht Gefahr, mein Gegenüber für alles verantwortlich zu machen. Eine solche Bewertung oder Abwertung führt bei unserem Gegenüber eher zu Abwehr und/oder Blockade.
  • Ich erkenne andere Sichtweisen und Handlungen zuerst einmal an. Ich bin mir dessen bewusst, dass mein Gegenüber seine Insel für genauso richtig und wichtig erachtet, wie ich die meine.
  • Ich nehme mich selbst nicht immer so wichtig, dass entspannt viele Situationen und nimmt Druck heraus.
  • Ich bemühe mich um Alternativen und Optionen. Wir hoffen ja ganz oft, wenn wir eine bestimmte Strategie nur oft genug anwenden, wird sie schon irgendwann einmal funktionieren. Einen anderen Weg zu gehen ist hier vielleicht die bessere Strategie.
  • Ich habe den Mut einmal etwas Anderes auszuprobieren, meine Komfortzone zu verlassen.

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